Tattoos sind Körperkunst. Für viele Menschen reicht es aus, ein kleines Tattoo mit tiefer Bedeutung auf der Haut zu tragen. Andere sehen sich selbst und ihren Körper als Leinwand, und können es kaum erwarten, so viel von ihrer Haut wie möglich mit aufregenden Tattoos verzieren zu lassen. Inked People leben ihren eigenen Lifestyle. Doch im kommenden Jahr könnte sich in Hinblick auf die bunte Körperkunst einiges ändern: Die neue EU-Chemikalienverordnung REACH wird den Tattoo Markt nämlich voraussichtlich vor große Herausforderungen stellen.
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EU-Verordnung für Tattoo Farben
Als bekannt wurde, dass es 2022 eine EU-weite Verordnung geben wird, die sich mit der Zusammensetzung und mit dem Verbot bunter Tattoo Farben beschäftigt, wurden viele Menschen nervös: Würden ab 2022 nur noch schwarze Tattoos möglich sein? Und weshalb sollen die Farben verboten werden? Können sie wirklich Krankheiten begünstigen? Wenn ja, was ist mit bereits vorhandenen Tattoos? Der Ausblick auf die neue Verordnung zog nicht nur für Tätowierer einen Rattenschwanz an Fragen nach sich, sondern auch für diejenigen, die bereits Tattoos hatten oder diese zumindest planten.
Das sagt die neue EU-Verordnung über Tattoos aus
Und tatsächlich: Die Chemikalienverordnung REACH der EU bedeutet Einschränkungen für Tattoo Studios und für diejenigen, die sich ein Tattoo stechen lassen möchten. Die Verordnung verbannt eine breite Auswahl an Farben aus den Farbkästen der Körperkünstler, und zwar zum Schutz der Gesundheit. Doch was hat es mit den verbotenen Farben und deren Inhaltsstoffen auf sich? Und was müssen Tätowierte zukünftig beachten, um die richtige Tattoopflege sicherzustellen?
Ab dem 04. Januar 2022 schmälert sich die Farbpalette, die einem im Tattoo Studio bisher präsentiert wurde um ganze zwei Drittel. Im Klartext bedeutet das, dass die Farbauswahl schrumpft. Gestrichen werden vor allem Farbtöne, die blaue und grüne Farbpigmente enthalten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) möchte mit der Tattoo REACH dafür sorgen, dass in Farbpigmenten für Tattoo Farben keine potentiell krebserregenden Stoffe mehr enthalten sind. Die Verordnung stellt die menschliche Gesundheit also klar über die Auswahl an Farben für Verbraucher und Tätowierer.
Doch die Gesundheit alleine ist nicht der einzige Grund, der die Europäische Union dazu brachte, aus einem Vorschlag der Chemikalienagentur eine offizielle Verordnung zu machen. Durch das Verbannen bestimmter Farbpigmente kann außerdem die Umwelt geschützt werden. Ein weiteres wichtiges Argument für die Entscheidung war der Ausblick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen: Die Suche nach alternativen Farbstoffen wird die europäische Chemikalienwirtschaft ankurbeln und somit den Wettbewerb steigern.
Welche Alternativen gibt es?
Apropos alternative Farbstoffe: Noch immer werden Kenner der Szene nervös, wenn sie sich zu Alternativen äußern sollen, denn: es gibt bisher keine. Große Hersteller reagieren nun mit Warnhinweisen auf ihren Farben. Dadurch sichern sie sich rechtlich für den Fall ab, dass Studios trotz Inkrafttretens der REACH Verordnung noch mit den dann verbotenen Farben arbeiten.
Echte Alternativen gibt es nicht. Man darf jedoch davon ausgehen, dass Hersteller von Farbpigmenten für Tattoos nicht dauerhaft auf ihren Absatz verzichten möchten und deshalb rege daran arbeiten, Ersatz für die Pigmente zu finden. Was sowohl Tätowierern als auch Tätowierten Bauchschmerzen bereitet, ist nicht die Frage danach, OB es Ersatz geben wird, sondern eher die Frage nach dem WIE: Wie hochwertig wird die neue Tattoo Farbe sein? Wie lange wird sie haltbar sein?
Selbstverständlich liegt es auch im Interesse von all jenen, die sich tätowieren lassen, dass die verwendete Farbe so verträglich und unbedenklich wie möglich ist, dennoch ist ein Tattoo vor allem eines, nämlich ästhetisches Accessoire. Stimmt das Ergebnis aufgrund einer mangelhaften Farbqualität nicht, trägt man das missglückte „Kunstwerk“ im schlimmsten Fall ein Leben lang unter der Haut – anderes als bei einem Haarschnitt. Oder aber das Tattoo wird perfekt, beginnt aber nach wenigen Jahren bereits wieder zu verblassen und muss nachgestochen werden.
Noch mehr Verbote ab 2023
Fallen Blau und Grün weg, haben Tattoo Fans ja noch ein wenig Auswahl. Doch genau ein Jahr nach Inkrafttreten der Verordnung, nämlich am 04. Januar 2023, wird diese Auswahl noch weiter eingeschränkt. Ab diesem Zeitpunkt sind nämlich nicht nur Grün- und Blautöne verboten, sondern auch all jene Farben, deren Zusammensetzung auf einem Beimischen dieser Pigmente basiert. Nur noch geringste Mengen and Grün und Blau dürfen dann in den fertigen Farben nachzuweisen sein.
Tritt diese Regelung in Kraft, sind Tattoo Künstler in ihrer Kreativität stark eingeschränkt. Während die einen annehmen, der Trend werde sich dann zurück zum einfarbigen Tattoo gehen, das ohnehin viele Menschen den bunten Tattoos vorziehen. Andere gehen jedoch davon aus, dass der Markt gewaltig einbrechen wird, wenn die kritischen Pigmente wegfallen.
Diese Konsequenzen hat die EU-Chemikalienverordnung REACH
Die Europäische Chemikalienagentur erhofft sich einen stärkeren Wettbewerb unter europäischen Chemikalienunternehmen auf der Suche nach neuen Farbstoffen für Tattoos. Doch Berichte über Tätowierer und Lieferanten von Farben zeigen, dass die Prognosen sich unterscheiden:
Viele Menschen befürchten, dass der Tattoo Markt durch die neue Verordnung extrem einbrechen wird – zumindest so lange, bis es verträgliche, hochwertige und haltbare Alternativen gibt. Da die REACH-Verordnung eigentlich keine wirklich Übergangsregelung vorsieht, stehen Hersteller nun unter Zugzwang. Es bleibt zu hoffen, dass sich ein übereiltes Entwickeln neuer Farbstoffe nicht auf deren Qualität auswirken wird. Fest steht: Der Markt wird sich verändern.
Gefährlich wird es, wenn Europäer mit einem Tattoo Tourismus in Nicht-EU-Länder beginnen. In anderen Ländern könnte auf die dann erhöhte Nachfrage durch sinkende Hygiene- und Qualitätsstandard beim Stechen reagiert werden. Dies könnte fatale Auswirkungen haben und das Tätowieren wirklich gefährlich machen.